Lucia Moholy und das Bild der Moderne verlängert bis 26.02.23
Die Ausstellung im Bröhan Museum widmet sich den Fotografien von Lucia Moholy, der Frau des Bauhaus-Lehrers Lazlo Moholy-Nagy, mit dem sie bis 1929 verheiratet war.
Während sonst ihr Mann Lazlo Moholy-Nagy im Fokus von Bauhaus Ausstellungen steht, befaßt sich diese Ausstellung mit Lucia Moholys Beitrag zum Durchbruch der Kunstströmung. Insbesondere durch ihre Fotografien gelang es, den Spirit der Architektur und der Entwürfe des Bauhauses nach außen zu tragen. Heute würde man sie zweifelsohne als Marken-Fotografin feiern, die die Ideen des Bauhauses kunstvoll in Szene setzt. Die Bedeutung ihrer Fotografien für eine erfolgreiche Markenstrategie des Bauhauses sind unbestritten, dennoch war ihr Name über Jahrzehnte kaum bekannt.
„Alle, ausser mir, haben meine Fotografien genutzt und geben zu, sie genutzt zu haben […] und oft auch, ohne meinen Namen zu erwähnen. Alle ausser mir selbst, haben aus der Verwendung meiner Fotos Vorteile gezogen, entweder direkt oder indirekt, sei es in Form von Geld oder Prestige oder beidem.“ (*Zitat Lucia Moholy von 1954, Ausstellung Bröhan Museum)
Von ihr selbst stammt der Ausspruch, daß jeder an ihren Ideen und Fotos verdient hat, außer sie selbst. Ihre Arbeiten wurden von anderen Bauhausmitgliedern für sich in Anspruch genommen, ohne Angabe ihres Namens* – …dieses Statement ist eine sehr bedrückende Bilanz ist, wenn man sieht, wie stilsicher sie die Ideen des Bauhauses in ihren Fotografien umsetzte und welche Ausdruckskraft die Architektur und Objekte auf Ihren Fotografien haben.
Viele Fotos entstanden für Broschüren oder Kataloge und zeigen die Produkte oder Häuser aus ungewöhnlichen Perspektiven und Blickwinkeln. Ihre Bilder präg(t)en die Dokumentation über das Bauhaus, Copyright war jedoch ein Fremdwort. Ihr Name wurde trotz enger Zusammenarbeit mit den Architekten und Künstlern allzu häufig nicht erwähnt. Da sie von Walter Gropius nie offiziell angestellt und/oder bezahlt wurde, war sie offiziell auch nie am Bauhaus. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war sie als Jüdin auf der Flucht und das Weglassen ihres Names, auch durch Walter Gropius selbst, führten dazu, daß der Name Lucia Moholy jahrzehntelang nicht unter ihren Fotografien erschien. Gropius ließ sie in dem Glauben, daß die Filmnegative bei einem Bombenangriff vernichtet wurden, obwohl er selbst die Negative besaß und unzählige Abzüge nutzte und auch publizierte. Lucia Moholy führte langwierige Gerichtsprozesse mit Gropius, die erst in den 50er Jahren dazu führten, daß Gropius einen Teil der Original-Negative an sie zurückgeben mußte (ca. 500-600 Glasnegative), von 560 Aufnahmen, die am Bauhaus entstanden, fehlen bis heute 330 Glasnegative*.
*Infotafel mit Zitaten in der Ausstellung im Bröhan Museum
Die Ausstellung zeigt wie Lucia Moholy das Bild der Moderne prägte und wurde noch bis zum 26.2.23 verlängert.
Wann? 01.10.22 – 26.02.23
Wo? Bröhan Museum, Schloßstraße 1a, 14059 Berlin
Eintritt? 8 Euro/ Ermäßigt 5 Euro
Öffnungszeiten? Di-So 10-18 Uhr
Infos? www.bröhan-museum.de
An jedem Samstag findet um 15 Uhr eine kostenlose Führung durch die Ausstellung statt (zzgl. Eintritt), an jedem 2. Samstag auch in Gebärdensprache. Ohne Anmeldung.
Es steht ein kostenloser digitaler Guide zur Verfügung für Informationen und Hintergründe zur Ausstellung.
Titelbild/Beitragsfoto: Lucia Moholy, Meisterhaus, Gartenterrasse, Blick aus Lucia Moholys Fenster, 1926, Vintageprint, Privatsammlung, Deutschland ©Kischreport