Performance Art von Monica Bonvicini in der Neuen Nationalgalerie
er bisher mit Performance Art nicht so viel anfangen konnte, sollte unbedingt in die Ausstellung von Monica Bonvicini in der Neuen Nationalgalerie. Unter dem Titel "I do you" findet der Besucher Licht- und Soundinstallationen oder Ihre Skulpturen "You to Me" und "Chainswing Belts /Chainswing Leather Round" von 2022 (Kettenschaukeln und Handschellen). Die Ausstellung ist ein Besuchermagnet, in der Clubkultur und Provokation à la Berghain erlebbar gemacht werden und der Besucher Teil der Kunstinszenierung wird.
Monica Bonvicini, die in Venedig geboren wurde und mittlerweile in Berlin lebt und arbeitet, beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Architektur. Das sonst so lichtdurchflutete und offene Gebäude des Architekten Ludwig Mies van der Rohe erhielt durch die Künstlerin eine neue Raumaufteilung. Durch verspiegelte Flächen und ein begehbares Podest wurde der Innenraum durch Monica Bonvicini neu aufgeteilt und zeigt nun ihre Werke. Ihre „Chain Swings“ (2022) sind so in die Ausstellung integriert, daß die Schaukeln aus Stahl und Ketten von den Besuchern aktiv erfahren werden können, ebenso wie die Handschellen der Installation „You to Me“. Der Besucher wird damit Teil der Ausstellung.
Der Boden des Podestes ist mit einem Teppich bedeckt (Breach of Décor, 2020-2022), der unzählige Teppichfragmente mit Fotografien von auf dem Boden liegenden Hosen zeigt. An dem Objekt hat die Künstlerin fast 2 Jahre gearbeitet. Sie fotografierte systematisch die Kleidung, die sie während des Tages getragen hatte. Das Gesamtwerk ist nun auf dem „Upper Floor“ zu sehen und soll neben der Hose als traditionell männlichem Kleidungsstück für das Streben nach Emazipation stehen. „…wo eine Hose liegt, wirkt dieser Ort plötzlich wie erobert.“
Von 2022 ist auch eine Serie von Lichtobjekten, die sich in einer Ecke des Gebäudes befindet. Die Serie besteht aus Neonröhren, die skulptural angeordnet sind und blendend grelles Licht ausstrahlen. Elektrische Kabel und einzelne Ledergürtel fassen die Neonröhren zusammen und sollen einen Bezug zu Eileen Grays Designklassiker „Tube Light“ von 1920 herstellen.
Begleitet wird der Besucher, auch außerhalb des Museums über Lautsprecher hörbar, von einer Soundinstallation. Ca. 2000 Titel von Werken, die die Künstlerin im Laufe ihrer Karriere schuf, werden verlesen. Die Werktitel setzen Sprache und Kunst in Wechselwirkung und hinterfragen, wie sich Kunst in Sprache übersetzen läßt bzw. wie Sprache selbst zur Kunst werden kann.
Wann? 25.11.22 – 30.04.23
Wo? Neue Nationalgalerie, Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin
Öffnungszeiten? Mo geschlossen, Di-So 10-18 Uhr außer Do 10-20 Uhr
Infos? https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/neue-nationalgalerie/ausstellungen/aktuell/
Titelbild/Beitragsfoto: Blick auf die Neue Nationalgalerie ©Kischreport